Meerschweinchen haben ein sensibles Verdauungssystem und benötigen obendrein alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe, um möglichst lange gesund und fit zu bleiben. Wichtig ist, dass Sie bei der Fütterung nichts dem Zufall überlassen, denn hierdurch können Fütterungsfehler entstehen.
Wir möchten nachfolgend die zehn häufigsten Fütterungsfehler bei Meerschweinchen benennen und Ihnen aufzeigen, wie Sie diese vermeiden.
Fehler 1 – Sie verfüttern zu wenig Heu
Meerschweinchen haben einen sensiblen Verdauungstrakt, der sich von dem des Menschen grundlegend unterscheidet. Magen und Darm des Meerschweinchens verfügen über keinerlei Muskeln, sodass die Verdauung sozusagen nicht „von selbst“ funktioniert.
Deshalb ist es wichtig, dass ständig Futter nachgeschoben wird, um die Verdauung in Schwung zu halten. Um das zu ermöglichen, benötigen Meerschweinchen einen besonders hohen Anteil an sogenannter Raufaser.
Leben die kleinen Nager in freier Wildbahn, ernähren sie sich hauptsächlich von Gräsern, Blättern und Wildkräutern, die allesamt einen hohen Bestandteil an Raufaser aufweisen.
Hingegen hat das Futter, welches wir den Meerschweinchen, die wir als Haustiere halten, anbieten, meist einen deutlich geringeren Raufaser-Anteil. Deshalb ist es wichtig, stets genug Heu zu verfüttern.
Selbstverständlich können Sie in den Sommermonaten auch frische Wildkräuter oder Gräser verwenden. Diese stehen jedoch vor allem im Winter nicht zur Verfügung, sodass Sie sich mit Heu behelfen können.
Diesem Fütterungsfehler bei Meerschweinchen kann einfach entgegen gewirkt werden.
Heukontrolle ist wichtig
Achten Sie darauf, dass die Tiere jederzeit Zugang zum Heu haben. Meerschweinchen sind in der Lage, ungiftige von giftigen Pflanzen zu unterscheiden. Deshalb kann es sein, dass sie einen geringen Anteil des Heus übrig lassen.
Wenn Sie dies feststellen, warten Sie nicht, bis die Tiere das Heu vertilgt haben, sondern ersetzen Sie das übrige Heu gegen frisches.
Fehler 2 – Sie bieten dem Tier zu große Mengen Futter an
Ein häufiges Problem ist zudem, dass Halter Ihren Meerschweinchen zu große Futtermengen anbieten. Meerschweinchen sind kleine, zierliche Tiere, die schnell zunehmen und verfetten können, wenn Sie es mit der Fütterung übertreiben.
Faustregel
Als Faustregel sollten Sie darauf achten, nur etwa 10 Prozent des Körpergewichts des jeweiligen Meerschweinchens in Form von Frischfutter, also Grünfutter, Gemüse und Obst, anzubieten. Außerdem sollte immer ausreichend Heu zur Verfügung stehen.
Finden Sie die ideale Fütterungsmenge heraus, um zu verhindern, dass Futter vergammelt oder dass das Meerschweinchen hungert. Geben Sie die errechnete Menge (10 Prozent des Körpergewichts) in den Futternapf und beobachten Sie, wie lange es dauert, bis das Meerschweinchen das Futter aufgebraucht hat.
Ist am nächsten Morgen noch Futter im Napf, geben Sie beim nächsten Mal weniger hinein. Ist der Napf schon am Nachmittag oder Abend leer, benötigt das Tier ggf. etwas mehr Futter.
Fehler 3 – Sie verwenden zu wenig Frischfutter
Obwohl Raufaser der wichtigste Futterbestandteil sein sollte, ist auch Frischfutter wichtig. Es gibt Meerschweinchenhalter, die das Frischfutter beinahe komplett vermeiden, weil sie glauben, dass die Tiere hierdurch Durchfall oder Verstopfung bekommen.
Dem ist jedoch nicht so. Wichtig ist, dass Sie sich bei jeder Futterumstellung langsam herantasten. Wenn Sie bisher fast ausschließlich Trockenfutter verwendet haben, beginnen Sie damit, jeden Tag eine geringen Menge Frischfutter zu verfüttern.
Magen und Darm erhalten hierdurch die Gelegenheit, sich problemlos umzustellen. Steigern Sie die Frischfuttermenge bis auf etwa 10 Prozent des Körpergewichts Ihres Meerschweinchens täglich. Dieser Vorgang kann sich durchaus über ein bis zwei Wochen hinziehen.
Frischfutter ist sehr wichtig für die Meerschweinchen, denn es liefert ihnen viele wichtige Nährstoffe, die sie brauchen, um fit und vital zu bleiben. Außerdem liefert es ausreichend Flüssigkeit.
Fehler 4 – Sie füttern das Meerschweinchen zu unregelmäßig
Wie erwähnt, funktioniert die Verdauung eines Meerschweinchens nur, indem permanent neues Futter „nachgeschoben“ wird. Deshalb fressen die Nager bis zu 30 Mal am Tag, also mehr als einmal pro Stunde.
Wenn sie kein Futter finden, kann dies zu erheblichen Verdauungsproblemen führen und die Tiere sehr krank machen. Achten Sie deshalb darauf, dass die Meerschweinchen immer ausreichend Futter finden. Vor allem Raufaser sollte rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Es empfiehlt sich, zweimal am Tag Frischfutter anzubieten, beispielsweise am Morgen und am Nachmittag. Dann hat das Futter immer eine hohe Qualität und Sie vermeiden Zeiten, in denen die Näpfe leer sind.
Fehler 5 – Sie verfüttern zu wenig Grünfutter
Grünfutter in Form von Gräsern, Kräutern und Salaten ist für Meerschweinchen immens wichtig. Schließlich liefert dieses Futter einen hohen Anteil an Vitamin C. Da die Meerschweinchen den Vitamin-C-Bedarf nicht selbst synthetisieren können, ist es wichtig, für eine ausreichende Zufuhr zu sorgen.
Täglich sollten also beispielsweise frische Kräuter, Gurken, Salate oder Kohl auf dem Speiseplan stehen.
Fehler 6 – Sie vermeiden Kohlgemüse
Es herrscht der Irrglaube, Kohl sei schädlich für Meerschweinchen und dürfe deshalb nicht verfüttert werden. Das stimmt jedoch nicht. Um schmerzhafte und gefährliche Blähungen zu vermeiden, sollten Sie Kohl jedoch sparsam einsetzen und die Tiere langsam auf dieses Futter vorbereiten.
Einer der häufigsten Gründe, weshalb die Meerschweinchen den Kohl nicht mehr vertragen ist, dass sie bislang nicht optimal gefüttert wurden. Fütterungsfehler tragen dazu bei, dass die Verdauung träge wird und dass der Stoffwechsel ggf. streikt.
Infolgedessen kann es zu Unverträglichkeiten auf Kohl kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, auf eine artgerechte, ausgewogene und gesunde Meerschweinchen-Ernährung zu achten.
Fehler 7 – Sie bieten dem Tier zu wenig Wasser an
Für die optimale Verdauung und um Ihr Meerschweinchen gesund zu erhalten, sollten Sie darauf achten, dass das Tier jederzeit Zugang zu frischem Wasser hat. Verwenden Sie einen Wassernapf oder eine Tränke, an die das Meeri jederzeit problemlos heran gelangt.
Einige Meerschweinchen trinken sehr viel, andere wiederum trinken sehr wenig. Wenn Sie viel Frischfutter anbieten, werden die Tiere tendenziell weniger Wasser trinken. Dennoch sollte es nicht fehlen!
Achtung!
Im Wasser können sich schnell krankmachende Keime einnisten. Deshalb ist es wichtig, den Wassernapf täglich zu entleeren, zu reinigen und neu zu befüllen.
Dieser Hygiene-Standard gilt im Übrigen auch für die Futternäpfe.
Fehler 8 – Sie verfüttern Getreide
Getreide ist ein Nahrungsmittel, welches die Meerschweinchen nicht verdauen können. Es wird unverdaut ausgeschieden und kann im Körper zu erheblichen Beschwerden und Schmerzen führen.
Deshalb sollten Sie es weitestgehend vom Ernährungsplan der Meerschweinchen streichen. Vor allem Weizen und Roggen schlagen den Nagern auf den Magen.
Dennoch spricht nichts dagegen, wenn Getreide selten im Futternapf landet, beispielsweise mit den Ären. Sie sollten dann jedoch darauf achten, dass das Getreide mit Spelz angeboten wird.
Gemahlenes Getreide sollten Sie auf keinen Fall verfüttern, da es keinerlei Struktur hat und demzufolge vom Verdauungssystem der Meerschweinchen nicht gut verarbeitet werden kann.
Fehler 9 – Sie verfüttern zu viel Obst
Zweifelsfrei lieben die meisten Meerschweinchen Obst. Es ist lecker und frisch und duftet herrlich. Doch zu viel Obst kann schädlich sein. Es enthält einen erheblichen Anteil an Fruchtzucker, der nicht nur dick, sondern auch krank machen kann und obendrein die Zähne der Tiere schädigt.
Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei der Zusammenstellung des Frischfutters darauf achten, deutlich mehr Gemüse und Salat anzubieten, als Obst. Wenn sich Ihre Meerschweinchen sehr viel bewegen, weil sie ausreichend Auslauf bekommen, darf es vielleicht auch einmal ein Stückchen mehr sein.
Obst als Belohnung
Verwenden Sie das Obst zur Belohnung oder als Futterspielzeug, sodass die Tiere etwas dafür tun müssen, um an diesen Leckerbissen zu gelangen. Dennoch sollten Sie sparsam damit umgehen.
Fehler 10 – Sie verwenden ungeeignetes Trockenfutter
Meerschweinchen brauchen im Grunde kein Trockenfutter, um zu überleben, denn dies steht ihnen in der Natur auch nicht zur Verfügung. Dennoch wird im Handel Trockenfutter angeboten. Es erweist sich einfach als bequeme Lösung für den Halter.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, hin und wieder Trockenfutter zu verwenden, solange es eine Ausnahme bleibt.
Wenn Sie sich für Trockenfutter aus dem Handel entscheiden, sollten Sie zudem darauf achten, dass dieses den artgerechten Ansprüchen der Meerschweinchen gerecht wird.
Werfen Sie immer einen Blick auf die Zutatenliste. Es sollten überwiegend natürliche Zutaten enthalten sein und auf Geschmacksverstärker und Zucker verzichtet werden. Trockenfutter mit Getreidebestandteilen ist für Meerschweinchen ungeeignet.
Alle Fütterungsfehler bei Meerschweinchen können eingedämmt oder behoben werden, wenn man ein bisschen sensibel auf die Ernährung der kleinen Nager agiert.
