Anders als beim Menschen wachsen die Backenzähne und auch die Schneidezähne beim Meerschweinchen ständig nach. Um Verletzungen zu vermeiden, müssen sie deshalb ständig abgerieben werden. Naturgemäß klappt dies von alleine. Doch es gibt auch Situationen, in denen Sie die Zähne beim Meerschweinchen speziell pflegen müssen.
Meerschweinchen-Zähne pflegen – das Wichtigste auf einen Blick
- Die Backen- und Schneidezähne der Meerschweinchen wachsen ein Leben lang und müssen deshalb abgerieben werden
- Der Abrieb entsteht nicht durch das Futter, sondern nur dadurch, dass die Zähne sich aneinander abreiben
- Das bedeutet, dass das Meerschweinchen möglichst lange kauen muss und daher faser- und strukturreiches Futter benötigt
- Trockenfutter ist nicht für Meerschweinchen geeignet
- Die falsche Ernährung und Zahnfehlstellungen können dazu führen, dass die Zähne nicht mehr automatisch abgeschliffen werden. In diesem Fall wird eine Zahnbehandlung notwendig
Wann müssen die Meerschweinchen-Zähne abgeschliffen werden?
Stellen Sie fest, dass es dem Tier beispielsweise aufgrund von Zahnfehlstellungen nicht gelingt, die Zähne selbst abzuschleifen, sollten Sie nachhelfen. In diesem Fall müssen die Zähne abgeschliffen werden. Zähne pflegen beim Meerschweinchen, das A und O.
Wie schleifen sich die Backenzähne natürlicherweise ab?
Es besteht der Irrglaube, dass Meerschweinchen hartes Futter benötigen, um ihre Zähne abschleifen zu können. Das stimmt jedoch nicht. Tatsächlich schleifen sich die Backenzähne des Ober- und Unterkiefers aneinander ab. Harte Nahrung ist daher nicht notwendig und sie ist für das Meerschweinchen auch nicht gesund.
Damit sich die Zähne gegenseitig abschleifen können, muss das Meerschweinchen nichts Hartes, sondern stattdessen sehr viel kauen. Dies kommt seinem natürlichen Fressverhalten entgegen, denn Meerschweinchen müssen ständig futtern.
Bieten Sie den Tieren artgerechtes Futter an – also beispielsweise Kräuter, Samen und Gräser – mümmeln sie sehr ausdauernd, wodurch sich die Zähne permanent abreiben und eine gute Zahnpflege beim Meerschweinchen statt findet. Möglicherweise stellen Sie sogar fest, dass Ihr Meerschweinchen seine Zähne aneinander reibt, ohne, dass es gerade futtert.
Die Struktur des Futters ist wichtig
Am besten ist es, wenn Sie Ihrem Meerschweinchen ausschließlich artgerechtes Futter anbieten. Dieses sollte in seiner Ursprungsform erhalten sein, um den Zahnabrieb und so die Zahnpflege beim Meerschweinchen zu fördern.
Heu sollte also nicht in Form von Pellets, sondern als reines Heu verfüttert werden. Das Meerschweinchen benötigt sehr lange, um das Heu zu zerkauen und genau diese lange Kaudauer bewirkt, dass sich die Zähne abreiben. Außerdem beinhaltet faserreiches Futter viele Silikate, die einen Schmirgel-Effekt auf die Zähne haben.
Im Vergleich zu hartem Futter – wie beispielweise Brot, was den Meerschweinchen aufgrund des Irrglaubens sehr oft angeboten wird –, haben die Silikate eine Härte, die wirklich ausreicht, um den Zahnabrieb zu fördern. Sie weisen eine ähnliche Härte auf, wie der Zahn selber. Bei Brot und anderen harten Lebensmitteln wird dieser Härtegrad längst nicht erreicht.
Frischfutter
Getrocknete Kräuter und Gräser weisen einen geringeren Härtegrad auf als frische Varianten. Deshalb sollten Sie so oft wie möglich Frischfutter verfüttern.
Hinzu kommt, dass Meerschweinchen naturbelassenes, saftiges Futter dem handelsüblichen Trockenfutter in der Regel vorziehen. Sie genießen es mehr und freuen sich entsprechend darauf. Das bedeutet, dass sie auch mehr Futter aufnehmen und es ausdauernder kauen, was den Zahnabrieb fördert.
Trockenfutter
Bieten Sie Ihrem Meerschweinchen hingegen Trockenfutter oder Pellets sowie Snacks an, muss es davon nur wenig aufnehmen, um satt zu werden. Der Energiegehalt dieser Futtermittel ist schließlich zu hoch.
Gleichzeitig müssen diese Futtermittel nur wenig gekauft werden, da sie eine andere Struktur aufweisen. Dies ist nicht nur schlecht für die Verdauung der Tiere (denn sie benötigen Rohfaser), sondern es schadet auch den Zähnen, denn durch diese Futtermittel können sich sogenannte Zahnspitzen bilden. Diese Zahnspitzen können für das Tier jedoch sehr unangenehm werden. So passiert es beispielsweise oft, dass die Spitzen einwachsen oder Verletzungen auslösen.
Wie schleifen sich die Schneidezähne natürlicherweise ab?
Wie die Backenzähne, reiben sich auch die Schneidezähne nicht am Futter, sondern vielmehr aneinander ab. Allerdings ist in diesem Fall nicht die Härte des Futters entscheidend, sondern die reine Kauaktivität. Das bedeutet: Je mehr das Meerschweinchen kaut, desto besser wird der Abrieb der Schneidezähne sein.
Es ist also auch in diesem Fall wichtig, dem Meerschweinchen strukturreiche Rohfaser anzubieten, auf der es möglichst lange herumkauen kann. Dies fördert den automatischen Zahnabrieb der Schneidezähne.
Meerschweinchen-Zähne abschleifen
Stellen Sie fest, dass sich die Zähne Ihres Meerschweinchens nicht automatisch abschleifen, gehen Sie am besten zum Tierarzt. Dieser weiß, wie die Zähne behandelt werden müssen und er verfügt über die entsprechende Ausrüstung.
Wie kann ich Zahnproblemen beim Meerschweinchen vorbeugen?
Der einfachste und effektivste Weg, um Zahnproblemen beim Meerschweinchen vorzubeugen, ist die artgerechte Fütterung. Wie erwähnt, sollte das Futter struktur- und faserreich und möglichst frisch sein. Achten Sie bei allem, was Sie Ihrem Meerschweinchen anbieten darauf, dass es möglichst lange kauen muss.
War Ihr Tier bisher auf eine fachmännische Zahnbehandlung angewiesen, ist es an der Zeit, die Ernährung entsprechend umzustellen. Selbst, wenn sich bereits Zahnfehlstellungen gebildet haben, können zumindest die Zeiträume zwischen den Behandlungen durch artgerechtes Futter teilweise deutlich erhöht werden.
Die Zahnbehandlung durch den Tierarzt führt in der Regel dazu, dass die Zähne wieder in einen Zustand versetzt werden, in dem sie sich selbst abschleifen können, wenn Ihr Tier hochwertiges Futter erhält. Lediglich bei Fehlstellungen können dauerhafte Probleme auftreten.
Ideales Futter, um Zahnproblemen beim Meerschweinchen vorzubeugen
Idealerweise achten Sie auf eine reine Wiesenfütterung. Das bedeutet, dass Ihr Meerschweinchen täglich frische Kräuter und Gräser snacken darf. Aufgrund des hohen Wassergehalts fressen Meerschweinchen deutlich mehr Frischfutter als Heu, sodass die Kaubewegung maximiert wird.
Im Winter sieht es mit der Frisch-Fütterung deutlich schlechter aus. Doch es gibt Möglichkeiten, sich Abhilfe zu verschaffen. Statt frischer Kräuter und Gräser können Sie auf Blattgemüse zurückgreifen. Zwar ist dieses Futter nicht sehr faserreich und beinhaltet auch weniger Silizium, im Vergleich zu anderen Fütterungsvarianten ist es dennoch deutlich besser geeignet. Auch Kohlrabiblätter und Karottengrün eignen sich hervorragend für die Winterfütterung. Ebenso können Sie frische Küchenkräuter verwenden.
Eine weitere gute Möglichkeit, um die Meerschweinchen mit möglichst viel Silizium (also Kieselsäure) zu versorgen, ist die Fütterung entsprechender Futterpflanzen. Hierzu gehören unter anderem Brennnesseln, Bambus, Spitzwegerich oder der Ackerschachtelhalm. In den Wintermonaten können Sie beispielsweise auf den Gartenbambus zurückgreifen, den Sie auch problemlos im Topf anpflanzen können.
Unser Tipp
Erde ist siliziumreich und kann den Meerschweinchen daher enorm helfen. Sie fördert die Zahngesundheit und die Verdauung. Doch gerade Meerschweinchen, die in der Wohnung gehalten werden, haben kaum die Möglichkeit, Erde zu fressen. Es gibt deshalb einen guten Trick, den Sie anwenden können:
Befeuchten Sie das Grünfutter und pudern Sie es mit Heilerde ein.
Kein Trockenfutter
Wir haben Ihnen oben bereits einige Gründe genannt, weshalb Trockenfutter, handelsübliche Leckerlis oder trockenes Brot keine guten Fütterungsalternativen sind. Tun Sie Ihrem Meerschweinchen etwas Gutes, indem Sie auf die Verwendung dieser Futtermittel verzichten.